Eines Abends vor vielen Jahren gingen ein Tischler und seine Frau, die schon seit vielen Jahren in inniger Liebe verbunden waren, im Wald spazieren. Es dämmerte bereits und gerade, als sie umkehren wollten, hörten sie zarte, unbekannte Klänge in den Tiefen des Waldes erklingen. Sie folgten der Melodie und kamen in einen Teil des Waldes, den sie noch nie zuvor betreten hatte. Dort erblickten sie auf dem Ast eines stattlichen Walnussbaumes eine Elfe, die einer Harfe gar liebliche Klänge entlockte. Die Frau des Tischlers war sofort verzaubert, doch sobald das letzte Tageslicht erlosch, verschwand auch die Elfe mit ihrer Harfe. Die beiden machten sich auf den Heimweg, doch der Frau des Tischlers ging die zauberhafte Musik nicht mehr aus dem Kopf und so beschloss der Tischler, eine Harfe für seine Frau zu bauen.
In der nächsten Vollmondnacht machte er sich auf den Weg in den Wald, um den Baum wiederzufinden, auf dem die Elfe gesessen hatte und ihn für die Harfe seiner Frau zu schlagen. Er irrte durch den Wald, konnte aber den rechten Weg nicht mehr finden. Stattdessen sah er sich plötzlich von einem Rudel Wölfe umzingelt. Doch anstatt ihn anzugreifen, blickte ihm die Leitwölfin direkt in die Augen und lief voran, das ganze Rudel und schließlich auch der Tischler folgten ihr, bis sie den Baum erreichten. Dort ließ die Wölfin ein herzzerreißendes Geheul ertönen, bevor sie mit ihrem Rudel im Wald verschwand. Nachdem der Tischler sich von seinem Schrecken erholt hatte, schlug er den Baum und nahm das Holz für die Harfe mit in seine Werkstatt. Die folgenden Wochen werkelte und tüftelte der Tischler, bis er schließlich seiner Frau die Harfe, die er aus Dankbarkeit „She Wolf“ getauft hatte, übergeben konnte. Die Frau konnte ihr Glück kaum fassen und weinte bei den ersten Klängen, die sie ihr entlocken konnte. Die beiden lebten noch viele Jahre glücklich, bis der Tischler eines Tages starb. Daraufhin verstummte auch die Harfe für immer und kurz danach verschwand die Frau des Tischlers spurlos.
Kommt man aber in klaren Vollmondnächten an die Lichtung, auf der einst der Walnussbaum stand, kann man dort eine einsame Wölfin finden, deren herzzerreißendes Geheul sich mit zarten Harfenklängen mischt, die aus den Tiefen des Waldes zu kommen scheinen.
… Das ist natürlich nur ein Märchen!
Wie ich zum Harfenbauen gekommen bin?
Nach einem Konzert entdeckte meine Frau die Harfe als Instrument für sich und da ich schon immer gern Dinge individuell geplant und eigenhändig gebaut habe, lag es nahe, eine Harfe für meine Frau zu entwickeln und anzufertigen. Von diesem Moment an hat mich das Interesse am Instrumentenbau gepackt, das Bearbeiten des natürlichen Werkstoffes Holz mit den eigenen Händen und der Moment, wenn das Instrument zum ersten Mal erklingt, sind immer wieder aufs Neue faszinierend. Mittlerweile bin ich eingetragener Zupfinstrumentenmacher bei der Handwerkskammer Rheinhessen …